Der September ist in Österreich eine intensive Zeit für die Landwirtschaft, da in diesem Monat zahlreiche Feldfrüchte und Obstsorten wie Äpfel, Birnen, Trauben, Kürbisse und Kartoffeln geerntet werden. Da Kartoffeln zu den wichtigsten Nahrungsmitteln in Österreich zählen, habe ich mit Kleinlandwirt Fabian Gruber über den Prozess und die Herausforderungen der Kartoffelernte gesprochen.
Kleinlandwirt Fabian Gruber im Interview
Fabian Gruber ist Landwirt und hat 2018 den Hof seines Onkels in Oberösterreich übernommen. Im Jahr 2019 hat er den Hof umgebaut und modernisiert. Seit 2020 betreibt er erfolgreich „Fabians Hofladen“ – einen modernen Selbstbedienungshofladen in Wolfern, Nähe Steyr, Oberösterreich. In seinem Hofladen bietet er unter anderem Eigenprodukte wie Kartoffeln, Freilandeier, Nudeln, Kürbiskernöl und zahlreiche andere Lebensmittel an.
Warum ist die Kartoffel für dich eine „tolle Knolle“?
Fabian Gruber: „Kartoffeln zählen zu den beliebtesten Lebensmitteln in Österreich und sind eine wichtige Einkommensquelle für viele Landwirte. Darüber hinaus sind Kartoffeln sehr gesund: Sie enthalten Nährstoffe wie Vitamin C, Kalium und Ballaststoffe. Weltweit gibt es über 5.000 verschiedene Kartoffelsorten. In Österreich dominieren vor allem die Sorten Agria, Ditta, Laura und Marabel. Kartoffeln haben außerdem eine relativ gute Klimabilanz und können auch in der biologischen Landwirtschaft erfolgreich kultiviert werden.“
Was macht eine gute Kartoffelernte aus?
„Eine gute Kartoffelernte zeichnet sich durch große, gesunde Knollen aus, die frei von Krankheiten und Schädlingen sind. Die Qualität der Ernte hängt stark von der Bodenbeschaffenheit, dem Wetter und der Pflege während der Wachstumsphase ab.”
Welche Herausforderungen bringt die Kartoffelernte mit sich?
„Als Kleinlandwirt setze ich teils auf maschinelle, teils auf händische Ernte. Die Arbeit ist daher nicht nur körperlich anstrengend, sondern ist auch stark abhängig von den Wetterbedingungen. Bei intensivem Regen werden die Felder schlammig, die Kartoffeln können faulen und die Maschinen bleiben stecken. Bei Dürre hingegen fehlt es den Pflanzen an Wasser, was zu kleineren Erträgen führt.
Darüber hinaus benötigen wir viele Helfer für die Kartoffelernte, weil die Arbeit sehr zeitaufwendig ist. Nur mit ausreichend Unterstützung können wir sicherstellen, dass die Ernte rechtzeitig und effizient eingebracht wird, um die Qualität der Kartoffeln zu bewahren.“
Wie läuft die Kartoffelernte ab?
„Zuerst wird mit dem Traktor und Kartoffelroder die Erde gelockert, um die Kartoffeln an die Oberfläche zu bringen. Dieser Schritt ist entscheidend, um die Knollen ohne Beschädigung ernten zu können. Danach werden die Kartoffeln händisch eingesammelt. Grüne und angefaulte Kartoffeln werden aussortiert, während die gut gereiften Kartoffeln auf Anhängern gesammelt werden.
Die Lagerung erfolgt in kühlen, dunklen Räumen, um die Haltbarkeit zu maximieren. Eine gute Lagerung ist entscheidend, um die Kartoffeln frisch zu halten und Keimung und Fäulnis zu verhindern. Das gilt natürlich auch für die Lagerung zuhause.
Die schönen Kartoffeln sind für den Verkauf in meinem Hofladen gedacht. Alle anderen Kartoffeln, die leicht angeschlagen sind, werden von uns fein säuberlich ausgeschnitten und für den Eigenverbrauch, wie die Herstellung von Kartoffelteig, genutzt. Es ist uns ganz wichtig, im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu handeln und auch jene Kartoffeln zu verwenden, die nicht so perfekt sind. So stellen wir sicher, dass nichts verschwendet wird und alle Ressourcen optimal genutzt werden.“
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit im Kartoffelanbau?
“Nachhaltigkeit ist mir persönlich sehr wichtig. Ich setze auf Fruchtfolge, um den Boden nicht zu erschöpfen. Fruchtfolge bedeutet, dass frühestens nach 6 Jahren die Kartoffeln wieder auf demselben Feld angebaut werden.
Darüber hinaus verwende ich ausschließlich natürliche Düngemittel, um die Gesundheit der Böden und Felder zu schützen und meinen Kunden hoch qualitative Kartoffeln anbieten zu können.
Was mich besonders freut, ist, dass man bei meinen unbehandelten Kartoffeln auch bedenkenlos die Schale mitessen kann, in der sich bekanntlicherweise viele Vitamine und Mineralstoffe befinden. Das ist auch ein großer Vorteil beim Kochen, weil man sich einerseits das Schälen spart und es andererseits viele Gerichte gibt, bei denen die Kartoffeln mit Schale besonders gut schmecken.“
Welche Kartoffelsorten werden bei dir angebaut und warum?
„Auf meinem Feld werden zwei Kartoffelsorten angebaut: Ditta und Melody. Der Anbau beginnt im Frühjahr, die Ernte erfolgt im Spätsommer oder im Herbst. Beide Sorten eignen sich für unterschiedliche Zwecke. „Ditta“ sind mittelfrühe Kartoffeln und zählen zu den beliebtesten Sorten in Österreich. Sie haben eine gelbe Schale, hellgelbes Fleisch und sind festkochend.
Die Sorte Melody ist eine Speisekartoffel mit glatter, gelber Schale und gelbem Fleisch. Sie gehört ebenfalls zu den mittelfrühen Sorten und hat eine mehlige Konsistenz.“
Was ist der Unterschied zwischen festkochenden und mehligen Kartoffeln?
„Der Hauptunterschied zwischen festkochenden und mehligen Kartoffeln liegt in ihrem Stärkegehalt. Festkochende Kartoffeln haben einen niedrigeren Stärkegehalt, wodurch sie ihre Form beim Kochen behalten. Aus diesem Grund eignen sie sich sehr gut für Salate, Beilagenkartoffeln und Gratins.
Mehlige Kartoffeln hingegen haben einen höheren Stärkegehalt und zerfallen beim Kochen, was sie ideal für cremige Gerichte wie Kartoffelpüree, -teige und -knödel macht.“
Und nun zur letzten Frage: Wo können deine Kartoffeln gekauft werden?
„Meine Kartoffeln sowie viele andere regionale Produkte sind in meinem Hofladen „Fabians Hofladen“ erhältlich. Der Hofladen befindet sich in Wolfern (in der Nähe von Steyr in Oberösterreich) und ist mit praktischen Selbstbedienungskassen ausgestattet. Alle Produkte sind mit einem Strichcode versehen und können einfach an der Kassa eingescannt werden. Obst und Gemüse muss an der Kassa abgewogen werden.
Neben Kartoffeln biete ich Freilandeier, Eiernudeln und Kürbiskernöl vom eigenen Hof an. Darüber hinaus gibt es Produkte wie Obst und Gemüse, Milchprodukte, Fisch und Fleisch, Müsli, Honig, Essige und Öle, Marmeladen und Pesto. Viele Produkte sind in Bio-Qualität erhältlich. Über einen Besuch würde ich mich natürlich sehr freuen!“