HelloFresh: Kochbox-Hype oder kulinarische Entfaltung?

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HelloFresh: Kochbox-Hype oder kulinarische Entfaltung?

In den letzten Jahren hat sich die Art und Weise, wie wir kochen, stark verändert. Immer mehr Anbieter bringen Kochboxen, fertige Menü-Kits und vorportionierte Zutaten auf den Markt – mit dem Versprechen, den Alltag zu erleichtern, Zeit zu sparen und trotzdem frisch und ausgewogen zu essen. Eine Marke sticht dabei besonders hervor: HelloFresh.

HelloFresh hat es zweifelsohne geschafft, die Aufmerksamkeit der Massen zu gewinnen – durch umfangreiche TV-Werbung, gezieltes Social-Media-Marketing und eine starke Präsenz auf Plattformen wie YouTube und Instagram. Die Marke scheint allgegenwärtig zu sein und wird als einfache, frische und zeitsparende Lösung für den Alltag präsentiert.

Doch trotz dieser starken Sichtbarkeit und positiven Berichterstattung in den Medien war ich zunächst skeptisch. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass eine Kochbox meine Ansprüche an Qualität, Geschmack und Nachhaltigkeit erfüllt. Ist HelloFresh nun ein Gamechanger in der Küche oder doch nur heiße Luft?

Über HelloFresh

HelloFresh ist ein globaler Anbieter von Kochboxen, der 2011 in Berlin gegründet wurde. Das Unternehmen liefert wöchentlich Zutaten und Rezepte direkt an die Haushalte seiner Kund:innen und ist in zahlreichen Ländern aktiv, darunter Österreich, Deutschland, die USA, Großbritannien und vielen weiteren. HelloFresh bezieht seine Zutaten großteils von lokalen Anbietern, um frische und qualitativ hochwertige Lebensmittel anzubieten.

Warum ich zu Beginn an HelloFresh gezweifelt habe

Da Convenience-Produkte oft nur mittelmäßige Qualität bieten, befürchtete ich, dass Kompromisse bei Frische und Geschmack gemacht werden. Besonders bei den mitgelieferten Gewürzen war ich skeptisch, da fertige Mischungen oft künstlich schmecken, unnötige Zusatzstoffe enthalten oder nicht gut aufeinander abgestimmt sind. Auch bei den Portionsgrößen war ich unsicher, ob die Mengen ausreichen würden, da mein Mann und ich eher größere Portionen bevorzugen.

Und natürlich gab es auch das Thema Nachhaltigkeit. Eine Kochbox mag praktisch sein, aber wie sieht es mit der ökologischen Verantwortung dahinter aus?

Die vielen positiven Rückmeldungen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis haben mich jedoch immer neugieriger gemacht – also habe ich HelloFresh selbst getestet. Hier kommt nun mein ehrlicher Erfahrungsbericht nach den ersten vier Boxen:

Erster Eindruck – Lieferung und Verpackung

Die Lieferung erfolgt einmal pro Woche und wird in einem Karton vor der Haustür abgestellt. Fleisch, Fisch und Milchprodukte sind separat verpackt und sehr gut gekühlt, sodass sie frisch bleiben. Es ist somit (zumindest zu einer kühleren Jahreszeit) absolut ausreichend, wenn man die Box erst abends nach der Arbeit in die Wohnung holt. Das war für mich ein großer Pluspunkt, da ich ursprünglich Bedenken gehabt habe, ob eine gute Kühlung gewährleistet werden kann. Ein weiteres Nice-to-Have ist, dass das Wasser aus den Kühlpads, das bei der Lieferung natürlich gefroren ist, nach dem Auftauen zum Gießen von Blumen wiederverwendet werden kann.

Jedes Rezept kommt mit exakt vorportionierten Zutaten, die sinnvoll beschriftet sind, sodass keine Verwirrung entsteht. Das erspart längeres Suchen und hilft, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Die Lieferungen können problemlos pausiert werden, wenn man einmal keine Boxen erhalten möchte.

Obwohl die Materialien größtenteils gut recycelbar sind, sollte man sich bewusst sein, dass bei einer Lieferung schon einiges an Verpackungsmaterial anfällt. Ich kann (noch) nicht bestätigen, ob die Zutaten bei HelloFresh Österreich wirklich alle von regionalen Anbietern kommen, da die Lieferanten oft nicht direkt auf der Verpackung oder im Internet angegeben sind. Da ich die Boxen in einer kühleren Jahreszeit bestellt habe, waren verständlicherweise auch Lebensmittel dabei, die aus anderen Ländern bezogen wurden, weil diese saisonal bei uns gerade nicht verfügbar sind.

Qualität und Geschmack

Das Gemüse, Fleisch, Fisch und die Milchprodukte waren frisch, hochwertig und bestens gekühlt. Ich muss zugeben, dass ich bei vielen Lebensmitteln sogar das Gefühl hatte, dass diese eine bessere Qualität als herkömmliche Produkte im Supermarkt haben. Diesen Eindruck hatte ich insbesondere bei Salaten und Gemüse.

Ein Gericht, das mir besonders in Erinnerung blieb, war eine Süßkartoffel-Bowl. Ich war wirklich erstaunt, wie gut die Konsistenz und der Geschmack der Gnocchi waren. Die „fertigen“ Gnocchi, die man normalerweise im Supermarkt findet, sind oft mehlig oder geschmacklos. Die von HelloFresh waren im Vergleich wirklich hervorragend und in Kombination mit knackigem Salat, Hirtenkäse und Gewürzen absolut köstlich.

Auch die Portionsgrößen haben mich überzeugt: Die Mengen waren tatsächlich ideal auf die Gerichte abgestimmt und mein Mann und ich waren nach dem Essen immer satt.

Die größte Überraschung waren jedoch die mitgelieferten Gewürze, Dressings und Soßen. Aufgrund meiner Histaminintoleranz reagiere ich sehr empfindlich auf künstliche Produkte und Zusatzstoffe in Soßen und Gewürzen, daher muss ich besonders auf die Qualität achten, um Bauchschmerzen nach dem Essen  zu vermeiden. Bei HelloFresh hatte ich jedoch immer ein gutes Bauchgefühl und hatte nie Beschwerden.

Ich hätte außerdem nie gedacht, dass mir die Gewürze, Dressings und Soßen so gut schmecken würden, doch die Kombinationen waren wirklich sehr interessant. Einige der Pestos und Saucen haben mich sogar richtig begeistert und mir neue Inspirationen fürs eigene Kochen gegeben.

Einfache Zubereitung, viel Inspiration

Die Kochanleitungen sind gut verständlich und auch für Anfänger leicht umzusetzen. Die Empfehlungen für die Temperaturen sowie die Dauer beim Kochen waren aus meiner Sicht immer optimal.

Obwohl ich eine experimentierfreudige, fortgeschrittene Köchin bin, waren die Gerichte für mich dennoch interessant und abwechslungsreich. Viele Rezepte habe ich mir sogar aufgehoben, um sie später noch einmal zu kochen oder als Inspiration für eigene Kreationen zu nutzen.

Hinter den Kulissen: So werden die Rezepte bei HelloFresh entwickelt

HelloFresh lässt Rezepte von hauseigenen Köchen, Lebensmittelexperten und Ernährungswissenschaftlern kreieren. Die Mahlzeiten werden auf die unterschiedlichen Vorlieben und Bedürfnisse der Kund:innen abgestimmt. Dabei werden selbstverständlich auch vegetarische und vegane Optionen entwickelt.

Jede Woche werden über 40 neue Rezepte angeboten. Die Rezepte werden regelmäßig getestet und optimiert, um die Qualität und den Geschmack sicherzustellen.

Nachhaltigkeit

In puncto Nachhaltigkeit war ich ebenfalls positiv überrascht: HelloFresh setzt auf ressourcenschonende Verpackungslösungen und arbeitet an CO₂-Kompensationen. Eine von HelloFresh in Auftrag gegebene Studie aus dem Jahr 2022 zeigt, dass die Nutzung ihrer Kochboxen im Durchschnitt 22 % weniger CO₂-Emissionen verursacht als der Kauf der gleichen Zutaten im Supermarkt.

Ein wichtiger Faktor dafür ist das datengetriebene Abo-Modell: Kund:innen bestellen ihre Mahlzeiten im Voraus, sodass der Lebensmittelverbrauch genau prognostiziert werden kann. Dadurch optimiert HelloFresh seine Lagerbestände und reduziert Lebensmittelabfälle. Zusätzlich sorgt die direkte Lieferkette für verkürzte Transportwege, was nicht nur Emissionen senkt, sondern auch für frischere Produkte sorgt.

Darüber hinaus engagiert sich HelloFresh im Bereich der Lebensmittelspenden: 2021 wurden 10.000 Tonnen überschüssige Lebensmittel an Wohltätigkeitsorganisationen gespendet – das entspricht 68 % der nicht verwendeten Lebensmittel aus den Produktionsstätten. In den USA wurden zusätzlich 1,5 Millionen Mahlzeiten über das „Meals with Meaning“-Programm gespendet, das seit Oktober 2021 auch in Großbritannien existiert.

Positiv finde ich außerdem, dass nicht alle Grundzutaten mitgeliefert werden – Öl, Salz und Pfeffer setzt HelloFresh beispielsweise als vorhanden voraus. Allerdings wurde in einem der getesteten Rezepte auch Tomatenmark in einer kleinen Metalldose mitgeliefert. Da Tomatenmark in den meisten Haushalten vorrätig ist und auch in nachhaltigeren Verpackungen erhältlich wäre, fände ich es besser, wenn HelloFresh in Zukunft auf die separate Lieferung kleiner Mengen verzichten würde.

Detaillierte Informationen zum Thema Nachhaltigkeit sind in dieser Studie von HelloFresh nachzulesen.

Mein Fazit

Ich hätte nicht gedacht, dass mich HelloFresh so begeistern würde. Besonders überzeugt haben mich die unkomplizierte Lieferung, die Qualität der Zutaten, die tollen Gewürze, die gut durchdachten Portionsgrößen und zuguterletzt die Tatsache, dass ich eine Zeit lang nicht ständig einkaufen gehen musste. Viele der mitgelieferten Lebensmittel hatten aus meiner Sicht außerdem eine bessere Qualität als so manch andere Produkte aus dem herkömmlichen Supermarkt.

Preislich betrachtet war ich ebenfalls sehr zufrieden. Für die erste Box musste ich für 5 Mahlzeiten für 2 Personen nur ca. 37 € zahlen (das war ein Sonderangebot für Neukunden). Für die weiteren Boxen wurden rund 66 € für 5 Mahlzeiten und 2 Personen verrechnet. Auch das fand ich absolut in Ordnung, weil die Lebensmittelkosten bei einem Einkauf im Supermarkt im Vergleich sehr hoch sind, wenn man frisch und ausgewogen kocht. Somit konnten wir in dieser Zeit sogar Lebensmittelkosten sparen.

Ich kann mir insgesamt sehr gut vorstellen, die Boxen wieder einmal zu bestellen – vor allem in stressigen Arbeitswochen oder wenn ich ein Inspirationsloch habe und gerne neue Rezepte testen würde. Nach meinem Test kann ich den Hype um die Kochboxen verstehen, besonders im Hinblick auf die Work-Life-Balance. Für viel arbeitende Menschen, die sonst kaum die Zeit finden, frisch zu kochen, können sie auf jeden Fall eine Erleichterung im Alltag bieten. Gleichzeitig glaube ich, dass sie die Kreativität in der Küche fördern können und manche Kochanfänger:innen dazu bewegen können, in Zukunft mehr auszuprobieren und ein besseres Verständnis für gute Geschmackskombinationen zu entwickeln.

Ein Punkt, der in Zukunft noch verbessert werden könnte: Es wäre toll, wenn HelloFresh mehr Transparenz bieten würde, insbesondere durch Einblicke in die Bauern und Produzenten, die die Zutaten liefern. Für viele Endkund:innen ist es sehr relevant, die Herkunft der Produkte nachzuvollziehen, und eine solche Transparenz könnte das Vertrauen in die Marke weiter stärken.

TIPP: Wenn ihr HelloFresh testen wollt, würde ich empfehlen, die Angebote gut im Auge zu behalten. Für Neukunden gibt es immer besondere Rabatte, teilweise zahlt man sogar -50 % auf die erste Box. Ein Nice-to-have ist, dass man Rabatte an Freunde und Bekannte übergeben kann, die die Boxen gerne einmal testen würden. Da HelloFresh häufig mit Influencer:innen zusammenarbeitet, lohnt es sich, sich auch über Instagram immer wieder relevante Angebote und Rabattcodes zu informieren.

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